31 März 2017

Eigentum

Serie "Neid, Gier und Geiz" (3)

Kenne immer deine Rechte
und immer die Pflichten der anderen!
Deutschland 2016
 
“Fußball und Eigentum
bringen das schlechteste
im Menschen zum Vorschein”
persönlicher Zitatenschatz

Um Steuern zu sparen, kaufen die Leute in Deutschland, gerade in Berlin, zunehmend Eigentumswohnungen. Also: Um Steuern zu sparen tun viele völlig abwegige Dinge - so unsinnig es auch sei. Beispielsweise einen fest umgrenzten und persönlich zugeordneten Teil einer Einheit kaufen, die nie dafür gedacht war, in so abstrakte Einzelteile mit verschiedenen Eigentümern aufgeteilt zu sein. Und auf Lebenszeit Mitglied einer Eigentümergemeinschaft werden, deren charakterliche Eignung überhaupt nicht absehbar ist.

Die wenigsten können die Wohnung in bar bezahlen, die gesparten Steuern werfen sie statt dessen lieber einer Bank für die Finanzierung in den Rachen. Dort kommt das Geld wenigstens nicht der Allgemeinheit zu gute, sondern einem besonders angesehenen und förderungswürdigen Teil der Bevölkerung. Außerdem ein paar Maklern, Notaren und Bauträgern, die sich dieses Einkommen sicher redlich verdient haben.

Den Käufern und Möchtegernsparern ist irgendwo schon klar, wie unsinnig das ist, deshalb kommen sie in der Regel mit der Begründung, sich "etwas für das Alter" zu schaffen. Bis dahin zahlen einige für ihre Wohnanlage in aufstrebender Gegend mehr Wohngeld, als anderswo - in weniger aufstrebender Lage - an Miete fällig würde. Das Wohngeld dient nur für die regelmäßigen  Kosten des Gebäudes und läuft zusätzlich zur Finanzierung. Aber man muss ja auch Opfer bringen!

Käufer von Wohneigentum suchen vor allem Sicherheit. Sie werden witzigerweise Mitglied einer Eigentümergemeinschaft, der bei einem normal großen Haus wenigstens zwei Querulanten angehören. Faustregel: "Auf zehn Eigentümer kommt immer mindestens ein Arschloch!" Einer, der immer strikt auf seine Rechte pocht, kleinlichste Forderungen stellt, keine Nachsicht kennt, aber leider auch das Geld die Rechtschutzversicherung hat, um seine Forderungen anwaltlich einzuklagen. Sowie die erforderliche Zeit und Geduld. Der seitenlange Briefe schreibt, die aufgrund der Rechtslage leider bei den Versammlungen verhandelt werden  müssen. Der aber auch nicht verkaufen und ausziehen will, weil "es ihm so gut gefällt". Und weil es sein Recht ist.

Oft ist es so, dass ein einzelner Miteigentümer sinnvolle In­stand­haltungs­maß­nah­men blockieren kann, weil ihm das zu teuer erscheint. Unterdessen sind alle anderen der Ansicht, gerade DER hätte doch genug Geld. Er will sich aber nicht gern davon trennen.

Es kommt jedoch auch vor, dass einzelne Eigentümer Baumaßnahmen fordern, die nur ihren Einzelinteressen dienen, jedoch von der Gemeinschaft bezahlt werden müssen. Doch doch, das ist möglich, beispielsweise weil das Dach schlecht gedämmt ist, aber jeder seine eigene Heizung hat. Dann müssen einige Mitglieder der Gemeinschaft leider eine neue Hypothek für die Dachdämmung aufnehmen, damit die Bewohner der Dachwohnungen Heizkosten sparen können.

Aber damit sind wir ja auch schon wieder beim Steuernsparen. Es lohnt nur für diejenigen, die in nennenswertem Umfang Steuern zahlen müssten - also die mit den hohen Einkommen. Etliche von denen fahren auf öffentlich finanzierten Straßen. Das sind die Straßen, die von ihren nicht abgeführten Steuern errichtet und unterhalten werden sollen.

Sie schicken ihre Kinder zudem gern auf öffentliche Schulen. Wenn deren Qualität allerdings zweifelhaft erscheint - zu wenig Lehrer, zu schlechte Ausstattung - kommt das Kind auf eine Privatschule. Diese müssen die Steuersparer dann zwar selbst bezahlen, aber auch nur teilweise. Sogar Privatschulen haben leider Anspruch auf öffentliche Zuschüsse.






edit nach anerkanntem Einwand. Mehr dazu später auf diesem Kanal

1 Kommentar:

nic hat gesagt…

Dazu möchte ich was sagen: Privatschulen sind nicht so richtig privat, also Eigentum, sondern Schulen in freier Trägerschaft. Sie sind selbstverwaltend, aber erfüllen einen öffentlichen Auftrag, den Bildungsauftrag: deswegen wird ein Teil der Kosten (ca. 90 % der Gehälter, was ca 60 % der Gesamkosten sein sollen) öffentlich finanziert.

Sonst wäre das von den Eltern zu zahlende Schulgeld, das erhoben wird um die Kostenlücke zu schließen, sehr viel höher. Derzeit kostet das Schulgeld für einen Platz in einer konfessionslosen Schule in Berlin ab 100 Euro pro Monat (Einkommensabhängig), das ist ca die Hälfte des Kindergeldes. Bis zu 30 % davon kann man steuerlich absetzen. Religiöse Schulen sind billiger (ab ca. 40 Euro), denn die Religionsgemeinschaft zahlt mit.

Viele Eltern sind nicht wirklich reich, sondern verzichten. Auf größere Wohnung, Auto oder (Fern-)Urlaub. Hier um die Ecke sehe ich oft verschiedene Eltern im Blaumann das Kind abholen. Das sind keine getarnten Bonzen ;)

Sicher, es wäre am besten, wenn freie Schulen ganz von der Stadt finanziert werden würden, damit gar keine Schulgelder erhoben werden müssen. Bis dahin könnten wir froh sein, dass es freie Schulen gibt:

"Im Jahr 2014 besuchten in Berlin 32.924 Schülerinnen und Schüler eine der 121 allgemein bildenden Schulen in freier Trägerschaft." Aus http://www.berliner-privatschulen.de, hier sind ähnliche Zahlen: https://www.tip-berlin.de/privatsache-bildung-offentliche-schule-oder-privatschule

... denn wieviele Schulen müsste das klamme Berlin bauen ... für 30(!) Tausend(!) Kinder ...

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