13 Juni 2014

Chronik der Kürbiskriege! Haustiere

Heute:
Der Königstiger der Kürbiskrieger (3)

Eine der Aufgaben des gewählten Chefs war es, im Pueblo für Ordnung zu sorgen. So fasste er seinen Auftrag jedenfalls auf. Alle seine Indianer sahen das genauso - sofern nicht gerade sie selbst sich einschränken sollten. Manchmal schoss er auch über das Ziel hinaus. Oder das Ziel war einfach unklar und daher leicht zu verfehlen.

Diesmal wollte er endlich Fatale Sandale ermahnen, den diensthabenden Medizinmann. Der hatte einen riesigen gestreiften Kater als Haustier, den er Lautlose Sohle nannte, und von dem die Indianer noch nicht wussten, dass es sich um einen Tiger handelt. Nur dass er für einen Kater sehr, sehr groß war, das sahen sie sofort. Wenn sie ihn sahen - aber das kam selten vor.
"Fatale Sandale, dein Kater kackt überall hin!"

"Tut er gar nicht!"


"Ich finde doch seine Haufen überall!"


"Ich weiß nicht, von wem die Haufen sind - bestimmt nicht von Lautlose Sohle."


"Woher willst du das wissen?"


"ich habe ihm das beigebracht."


"Du hast ihm WAS beigebracht?"


"Na, dass er nicht überall hin kacken darf. Er vergräbt seins immer ordentlich."


"Das ist doch Unfug!"


"Jede Katze macht das."


"Er ist aber auf jeden Fall nicht 'Jede Katze'. Wie willst du ihm das denn beigebracht haben?"


"Ich habe mit ihm geschimpft."


"Du schimpfst mit diesem Riesen?"


"Früher. Heute nicht mehr so oft."


"Du meinst: Heute gar nicht mehr..."


"Doch, doch, kommt schon noch vor. Aber er weiß ja jetzt fast alles."


"Glaubst du doch selbst nicht."


"Aber sicher! Wenn er etwas falsch gemacht hat und ich schimpfe mit ihm, dann ist er ganz geknickt. Er senkt schuldbewusst den Kopf und schleicht davon."


"Trotzdem kackt er überall hin."


"Tut er nicht! Jedenfalls nicht hier im Pueblo."


"Das kannst du doch gar nicht wissen."


"Doch. Er geniert sich."


"Dieser Riese?"


"Was hat das denn mit der Größe zu tun? Er hat es nicht gern, wenn man ihm dabei zusieht. Deshalb geht er immer nach außerhalb, wenn er mal muss. Ich weiß nicht, wo er das her hat, ich habe ihm das nicht beigebracht."


"Aber von wem sind dann die Haufen?"


"Keine Ahnung. Nicht von Lautlose Sohle. Frag mal deine Indianer."
Damit stand Wort gegen Wort. Die Indianer waren einander zur Ehrlichkeit verpflichtet, im großen und ganzen. Eine Tatsache, die man nicht zugegeben hatte, war keine. Wirklichkeit war in ihrer vergeistigten Welt eine Frage der Definition. Eine Wahrheit galt ohnehin nicht, nur weil man sie anfassen konnte. Und nun lagen da zuweilen mysteriöse Haufen.
"Na gut, Fatale Sandale, für heute gehe ich. Aber ich behalte deinen Kater im Auge!"

"Tu das. Er lässt sich nichts zuschulden kommen. Aber achte auch auf deine anderen Indianer."


"Schon gut, werde ich tun."



 weitere Tigergeschichten unter Chronik der Kürbiskriege! Große Städte (1)

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