20 November 2013

Behindertenparkplatz

Whoaaaa - die Welt ist voller Idioten. Na gut, das ahnten wir ja bereits. Also, die Idioten sind weniger die Leute, die solche Bilder im Internet veröffentlichen und kommentieren:

Es handelt sich um einen Journalisten namens Tobias Gillen, der das Foto mit dem unschuldigen Satz begleitete “Ich möchte dieses Bild - in all seinen Facetten - einfach mal unkommentiert wirken lassen”.

Foto ist bei Spiegelonline ausgeliehen - ich gebs zurück, wenn sie es wieder brauchen!

Gillen musste das Bild wegen der unerwarteten Reaktion der Idioten nach zwei Tagen löschen. Ein solches Foto führt nämlich dazu, dass die Mehrheit der Betrachter genau einen Schluss daraus zieht. Die Idioten sind auch mit Argumenten nicht davon zu überzeugen, dass es vielleicht noch eine andere Erklärung gäbe. Dann müssten sie vielleicht zugeben, dass sie sich geirrt haben.

Wer den Haufen Idioten erleben will, muss nur die Kommentarseiten irgendeiner Zeitung oder ähnlicher Medien besuchen. Erstaunlich häufig lassen die Kommentatoren im Zuge ihrer Anonymität die Sau raus, aber beweisen gleichzeitig das Fehlen jeglichen Vorstellungsvermögens oder überhaupt von logischem Denken.

Wie kommen wir nun zum Erkenntnisgewinn, einem der Hauptanliegen dieses Blogs? Genau: Wir gehen systematisch vor.

Zuerst die Bestandsaufnahme: Was sieht man da eigentlich?
Auf dem Foto sehen wir einen Teil der Fassade eines Bürogebäudes mit verschiedenen Hinweisen, dass DieGrünen dort ein Büro betreiben. Weiterhin sehen wir direkt davor zwei überteuerte übermotorisierte Kraftfahrzeuge, sogenannte “Sport"wagen (“…für den Herrn mit dem besonders kleinen Penis!”), welche auf Flächen parken, die als Behindertenparkplätze gekennzeichnet sind.

Dann die Analyse: Was mag das bedeuten?
Der eingangs erwähnte Journalist lässt das Foto unkommentiert. Er mutmaßt nicht über die Eigentümer der Autos und unterstellt gar nichts. Welche Schlüsse kann man nun also aus diesem Foto ziehen?

Die Kommentar- und Forenidioten schlussfolgern daraus - und in ihren Augen kann es gar nicht anders sein:
  • Diese Autos müssen den Grünen gehören!
  • Die Grünen fahren übermotorisierte Protzkutschen!
  • Die Grünen parken auf Behindertenparkplätzen!
  • Die Grünen predigen Wasser und trinken selbst Wein!
  • Der Fotograf will mit solch suggestiven Fotos das Ansehen der Grünen zerstören!
  • Wer solche Fotos veröffentlicht, wird von Sozialneid angetrieben!
  • Wer solche Fotos gut findet, wird von Sozialneid angetrieben!
  • Die Sozialneider können sich so schöne Autos nur einfach nicht leisten!
Die von Bildungspolitikern ständig geforderte Medienkompetenz würde doch zu folgendem veranlassen: Recherche. Sowie der Frage “Gibt es noch eine andere mögliche Erklärung?”

Medienkompetenz ist in Deutschland noch schwer ausbaufähig. Insbesondere bei deutschen Internetnutzern. Insbesondere auch beispielsweise bei deutschen Gymnasiasten, bei denen Medienkompetenz angeblich inzwischen zum Unterrichtsstoff gehört und die besonders gerne das Internet nutzen.

Achtung, ab hier folgt jetzt Realität. Wirklichkeit! Wer die nicht erträgt, soll auf keinen Fall weiterlesen!

Die ernsthafte Recherche mehrerer Medien ergibt:
Die Autos gehören nicht etwa den Grünen. Sondern Mitarbeitern der Immobilienfirma, die das Bürogebäude vermietet, unter anderem an die Grünen. Diese Firma hat dort Behindertenparkplatzschilder angebracht, weil die wirksamer vor unverschämten Fremdparkern schützen als gewöhnliche Schilder. Auf den Parkplätzen, die sie als Behindertenparkplätze ausgewiesen hat, parkt die Immobilienfirma nun ihre eher behinderten­ungeeig­neten über­motori­sier­ten “Sport”wagen.
Das sagt eigentlich schon eine ganze Menge.

Oder, wie der glückliche Fahrer des SUV es einmal gegenüber seinem Kind erläuterte:
“Ohne die Behinderten hätten wir doch gar keine Parkplätze!”

sowie dem sozialneidischen Bekannten, der in einem ähnlichen Fall dereinst bemerkte:
"Nö, wieso? Geistige Behinderung zählt doch sicher auch?"




der Vollständigkeit halber ein paar Quellen:

der erweiterten Vollständigkeit halber das Stichwort “bitchy resting face”. Dabei geht es darum, dass Leute ihre Fantasie nicht unter Kontrolle haben und irgendetwas Böses in den Gesichtsausdruck ihres Gegenübers hinein interpretieren, der einfach nur so natürlich gewachsen ist, mit hängenden Mundwinkeln oder zusammengezogenen Augenbrauen

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