15 November 2011

Kriminalfernsehen

Vor einer Weile gab es Wirbel um einen Polizeiruf 110 aus München, der zur besten Tatortzeit am Sonntag gesendet werden sollte - und dann nicht durfte. Angeblich seien die Szenen von einem Anschlag all zu grausam und für gewöhnliche Zuschauer nicht geeignet. Damals konnte ich nicht, jetzt habe auch ich den Film in einer Wiederholung endlich gesehen. Schön gefilmt, spannend und alles. Unterhaltsam sozusagen.

An sich ist der Film gar nicht besonders blutig, es geht halt um ein paar verblendete Studenten die Bombenanschläge planen und auch einen durchführen. Der wird aus der Nähe gezeigt. Allerdings kommen Geheimdienst, Politik und Kriminalämter sehr schlecht dabei weg. Es wirkt ein wenig klischeehaft. Schon wer den Film sieht ahnt, dass das der wahre Grund für die Terminverschiebung gewesen sein dürfte: Abstrafung der Respektlosen. Sie alle werden als Organisationen geschildert, in denen ahnungslose aber karrieregeile Nichtskönner die Herrschaft haben.

Nun ist ja kürzlich dieses Neonazi-Trio in Thüringen aufgeflogen, und wer seither die Geschehnisse verfolgt kommt auf den Gedanken, dass so ein fiktiver Film durchaus mal richtig gelegen haben könnte.

In dem Land, wo ein Fernseher kein halbes Jahr unangemeldet bleiben kann, ist es möglich, dass ein paar Verwirrte unentdeckt wohnen und eineinhalb Jahrzehnte raubend und mordend umherziehen.

Die Geschichte um die Neonazis klingt so wie aus einem Henning-Mankell-Krimi: Überraschend, spannend, brutal, packend, gewälttätig - und unwahrscheinlich. Ist aber angeblich genau so passiert. Und niemand hat es gemerkt, oder die Leute gefunden, bis sie sich selbst die Kugel gegeben haben. Seltsam.




vielleicht sollte man festhalten, dass der Film immerhin vor einem Jahr gedreht wurde, und die Schreiber deshalb von den jetzigen Ereignissen kaum wissen konnten. Oder?

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