08 April 2011

Ferne Welten - Geschichten aus der Zukunft


Heute: April! April!

Wir befinden uns in nicht allzu ferner Zukunft, auf einem Planeten, den die ersten Besucher von der Erde "Frankensteins Zoo" getauft haben. Das hat mit den Eigenheiten des Planeten zu tun, die nicht in allen Punkten den menschlichen Erwartungen entsprechen. Ein riesiger Schleimpilz liest Gedanken und formt mit seinem flexiblen Fruchtkörper zuweilen die vorgefundenen Phantasiebilder eins zu eins nach. Die ersten Besucher von der Erde sind eine dreiköpfige Raumschiffbesatzung bestehend aus dem Kapitän, dem Arzt und einem Ingenieur, der nicht spricht.

Im Zuge der ersten relativistischen Reise wird den ersten relativistischen Reisenden immer unklarer, ob dieser Planet und sein Sonnensystem nun zwölf oder hundertzwölf Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Oder irgendeine beliebige andere unüberwindliche Entfernung. Sie werden von Heimweh, Sehnsucht und einer gewissen schöpferischen Unruhe heimgesucht. Manchmal ist ihnen langweilig.


"Nun Käptn, was bringt sie in meine Sprechstunde?"

"Ich..."

"... ist immerhin das erste mal seit unserem Start von der Erde, dass sie sich an meine regulären Sprechzeiten halten..."

"Ich..."

"... sonst stören sie mich ja immer absichtlich bei der Arbeit..."

"Ich..."

"... oder sie platzen mit so dramatischen Notfällen herein, dass es auch nicht warten kann..."

"Also Doc, ich..."

"... neulich haben sie mich wegen ihrem Aprilscherz geweckt. Mitten in der Nacht. Nur um ihren dämlichen Aprilscherz an mir auszuprobieren!"

"Das tut mir leid, ich..."

"Ich bitte sie! Wir sind zehn Lichtjahre..."

"Hundertzehn!"

"... lenken sie nicht ab! Sie wissen es doch auch nicht!"

"Schon..."

"Wir sind zig Lichtjahre von der Erde entfernt, dieser Planet taumelt in einem ganz anderen Rythmus als die Erde um die hiesige Sonne und von seiner Eigenrotation wollen wir gar nicht sprechen!"

"Schon, ich..."

"Ich will damit sagen: ES GIBT HIER KEINEN ERSTEN APRIL!"

"Das ist doch noch gar nicht genau erwiesen..."

"Ich will damit sagen: Man muss schon sehr boshaft sein, um die überflüssigen, sinnleeren und nervtötenden Streiche, die man den Kollegen spielt, als Aprilscherz auszugeben. Oder als Tradition von der Erde! Oder überhaupt als irgendetwas!"

"Ich ... Doc ... ich ... inzwischen tut es mir ja auch fast leid ..."

"Tut ihnen leid, tut ihnen leid, fast, tut ihnen leid!"

"Doc, darf ich jetzt sagen was ... ich meine, ich bin ja nicht zufällig in ihre Sprechstunde gekommen..."

"Aha."

"... und ich finde ihre Sprechstunde auch eine ganz sinnvolle Einrichtung..."

"So, so!"

"... auch wenn es im Umkreis von einigen Lichtjahren nur zwei Patienten gibt, von denen zudem einer nicht spricht."

"Drei! Ich werde auch manchmal krank!"

"Behandeln sie sich selbst etwa auch während ihrer Sprechstunden?"

"Ja."

"Warum das denn?"

"Warum nicht? Ich brauche eine geregelte Zeiteinteilung. Das gibt mir Sicherheit."

"Na, da muss ich mich ja über die Wartezeiten nicht wundern."

"SIE HABEN DOCH NOCH NIE GEWARTET!"

"So? Stimmt, kann sein. Darf ich jetzt sagen, was mir fehlt? Wollen sie mich nicht fragen, was mir fehlt?"

"Nein! Die Sprechstunde ist um!"


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