19 Februar 2011

Wirbel um Guttenberg

Ja, mal kurz was tagesaktuelles, soll nicht so bald wieder vorkommen.

Da wird ja zur Zeit um den Rüstungs ... Militär ... nein, also der heißt Verteidigungsminister .. also um den wird ja zur Zeit gestritten, weil er bei seiner Promotion im Fach Jura entweder an etwa 30 Stellen abgeschrieben oder die Promotion sogar in Gänze nicht selbst verfasst hat. Ja, diese Möglichkeit wird inzwischen diskutiert.

Ich hoffe, er hat seine Promotionsarbeit vor der Abgabe wenigstens gelesen. Schlimmstenfalls muss er das aber jetzt tun, sind ja nur 475 Seiten. Nun windet er sich. Würden wir alle tun, wenn wir 475 Seiten juristisches Geschwafel vor uns hätten. Bis vor kurzem war er angeblich der Superstar der Regierung. Damit ist es nun anscheinend vorbei. Wegen einer Lappalie.

Was kann denn schon groß passieren? Schlimmstenfalls wird ihm der Doktortitel aberkannt und er muss mit der Schande leben. Mit der Schande, als nichtpromovierter Jurist unter den anderen Wichtigtuern um Achtung zu buhlen. Dann ist er halt unpromovierter Verteidigungsminister, was soll daran so schlimm sein? Er hat doch den wenigsten weh getan, und als Betrüger ertappt zu werden - dieser Vorwurf ist aufs schlimmste geheuchelt: In der Politik ist das doch kein Makel, sondern eine Qualifikation!

Wenn man an das korrupte Pack denkt, das dieses Land nach dem Krieg schon verdaut hat, etwa Franz Josef Strauß, übrigens aus derselben Partei und lange Zeit ebenfalls Verteidigungsminister. Wurde der nicht sogar verurteilt, oder aus Mangel an Beweisen nur einfach entlassen? Kurze Zeit später war er schon wieder Minister und wollte sogar Kanzler werden. Vom mörderischen Pinochet-Regime ließ er sich den Ehrendoktor der Rechtswissenschaften verleihen. Hat also auch nicht selbst promoviert.

Dann war da noch der Verteidigungsminister Wörner, der seinem General Kießling in einer Mischung aus Feigheit und Besserwisserei das Leben den Rest seines Berufslebens zerstört hat, und dafür nicht etwa entlassen sondern weiter zum Generalsekretär der Nato befördert wurde.

In diesem Vergleich kann der Herr Guttenberg als legitimer Nachfolger eigentlich gar nicht so viel falsch machen, so lange er keine Kinder vergewaltigt oder Hunde frittiert. Ein wenig akademisches Abschreiben? Also bitte!

Der Tagesspiegel berichtete übrigens neulich, dass bei erwiesenen wissenschaftlichen Plagiaten eigentlich immer nur Doktoranden und wissenschaftliche Mitarbeiter bestraft werden, nie aber Professoren. In NRW gibt es dafür sogar ein ausdrückliches Gesetz.

Also: Warum sollte der gute Karl Theodor - seine anderen Vornamen hab ich mir nicht gemerkt - da jetzt zurücktreten? Gerade wo man ihn mit so einem Argument noch in etlichen Jahren zu ein wenig Bescheidenheit mahnen kann?




edith, nur kurze Zeit später:
Der Herr Guttenberg sieht das anscheinend genauso und hat der Einfachheit halber seinen Titel zurückgegeben (lesen Sie hier eigentlich mit, Herr Guttenberg?). Interessant: Mit dieser entschlossenen Handlung gelingt es ihm womöglich noch, selbst aus so einer Affäre Ansehen zu ziehen.

1 Kommentar:

Michael K hat gesagt…

Man kann nur hoffen das Freiherr Xerox aus der Sache nicht mehr einen Ausweg findet. Der Titel und das Ministeramt müssen weg, denn so einen will doch kein Bürger mit etwas Grips im Kopf im Kabinett sitzen wissen. Klar sind viele andere nicht besser aber bei diesem einen sind die Beweise erdrückend.

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