03 Juni 2009

Hochbegabung

In Deutschland wünschen sich 88,3 Prozent aller Eltern mit akademischer Bildung¹ ein hochbegabtes Kind. Das hochbegabte Kind ist sozusagen der Mercedes unter den Kindern.

Speziell für solche Fälle hat sich der Verein MENSA gegründet. Zugangsvoraussetzung ist ein Intelligenzquotient von über 130. (der Fachmann für erfolgsorientiertes Grübeln und das Erfinden von gänzlich neuen Problemen sagt dazu: "Intelligenz ist, was man mit IQ-Tests misst...") Der Verein MENSA ist angeblich ziemlich kleinlich, was die Aufnahmebedingung angeht: Mit 130 IQ-Punkten darf man mitmachen, mit 129 nicht.

Heute im Radio eine Erziehungssendung zum Thema "Hochbegabte Kinder" und eine Expertin von MENSA. Zuschauer dürfen anrufen (wenn ich was hasse im Radio, dann sind es Call-in-Sendungen, bei denen die anderen Dumpfbacken, die grade vor dem Radio sitzen ... erwähnte ich bereits, oder?).
Gleich als zweites ein Mann: "Wir haben einen hochbegabten Sooohn - und wir haben das Probleeem, dass das im schulischen Bereich nicht anerkannt wird!"
Und die MENSA-Expertin: "Ja, äh..."
"Ja, genau, das wird nämlich nicht anerkannt! Dabei ist unser Sohn hochbegabt!"
"...und ... haben sie das wissenschaftlich anerkannt testen lassen?"

Und der Zuhörer: "Wir haben das schon überall testen lassen, sogar bei unabhängigen Instituten..."
Sowas heißt im Klartext üblicherweise "unabhängig von wissenschaftlicher Nachprüfbarkeit".
Und die MENSA-Expertin: "Ja, äh..."
Und der Zuhörer weiter: "Genau! Das wird einfach nirgends anerkannt! Es gibt ganz oft das Phänomeeen, dass Menschen an diese Hochbegabung nicht glauben! Kennen sie das?"
Und die MENSA-Expertin: "Ja, das haben wir ganz oft... was ... was heißt das denn genau?"
"Die Schule erkennt das einfach nicht an! Die sagen, dass unser Kind nur stört!"

Und die MENSA-Expertin: "Naja, es gibt da Familien, die haben so eine Leidensgeschichte hinter sich - das geht sogar bis hin zum Schulwechsel..."
"Wem sagen Sie das! Haben wir al-les schon hinter uns...! Und dabei wird die Hochbegabung unseres Kindes nirgends anerkannt! Und dabei ist er jetzt auf der weiterführenden Schule!"

Wo sonst? Er meint: Kann man das nicht noch ir-gen-dwo anderes testen lassen? Damit die Hochbegabung endlich anerkannt wird! Und die Logik dahinter ist etwa: Ein Kind, das in der Schule sogar stören kann muss doch einfach hochbegabt sein, oder?


Ich habe früher in der Schule auch ein ganz klein wenig gestört, aber vielleicht einfach zu wenig. Ich persönlich mache jetzt den MENSA-Test hauptsächlich deshalb nicht, weil ich die 129 fürchte. Vielleicht sogar die 127. Meine Frustrationstoleranz ist überaus niedrig. Nur 127 womöglich, und dann noch nicht mal bei MENSA mitmachen dürfen - das ertrage ich nicht. Ich mache den Test erst, wenn sie mich ehrenhalber und ohne blöde Vorbedingungen aufnehmen. Wenn der Präsident von MENSA geknickt auf mich zukommt und eingesteht: "Herr Goldfisch, wir haben bei Ihnen nur hundertneunundzwanzig komma drei drei gemessen - an unserem Test muss etwas falsch sein!"

Wenn es so weit ist, lasst es mich einfach wissen, denn ich werde großherzig sein, und ich bin auch nicht beleidigt, wenn der Test nicht richtig funktioniert. Wir alle machen Fehler.




¹ Dieter Bohlen hat angeblich ein Einser-Abitur. Meiner einer staunt, dass der Typ überhaupt einen Schulabschluss bekommen hat. Da kann man mal sehen, mit wie wenig Verstand man in Deutschland Abitur machen kann - anders ausgedrückt: Wie verschoben die Messlatte anscheinend ist. Oder sagen wir mal so: Deutschland ist da, wo Leute wie der Bohlen ein Abitur bekommen und nicht zu hunderttausend Jahren Zwangsarbeit wegen inoperabler charakterlicher Defizite verurteilt werden.

Aber Günther Oettinger hat sogar einen Studienabschluss.

1 Kommentar:

mq hat gesagt…

Fein! Lass uns den Klub der Tiefbegabten gründen!

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