09 November 2007

Dings

 
In meiner Jugend gab es die Dinger noch gar nicht. Jetzt existieren sie seit vielleicht zwölf Jahren, grob geschätzt.

Lange Zeit hatten sie keinen Namen. Ist ja auch nicht verwunderlich - für etwas, das niemand braucht. Andererseits, die CSU hat ja auch einen Namen.

Inzwischen heißen die Dingse jedenfalls: Warentrennstab. Bevor sich dieser etablierte, gab es lustige Ratespiele: "Weiß eigentlich jemand, wie diese Teile heißen, die man im Supermarkt an der Kasse aufs Band legt?"

Doch, doch, liebe Kinder, solche Fragen stellten sich die Leute früher wirklich! Jedenfalls wenn sie auf Partys in der Küche standen und sich anödeten und sich wirklich nichts anderes zu sagen hatten.

Dazwischen hießen die Dingse auch mal "Kundentrennstab". Das kommt der Wahrheit viel näher. So nahe, dass die Marketingfachleute den Begriff lieber nicht weiter förderten. Der Stab ist ja tatsächlich dazu da, um die Kunden von einander zu trennen. Nein, nicht etwa nur ihre Waren auf dem Band, sondern: Die Kunden sollen nicht miteinander reden müssen, oder mit der Kassiererin. Die Kunden sollen nicht sagen müssen: "Achtung, da, ab dem Sauerkraut ist meins!"

Vor allem soll der Stab wohl Stress und Diskussion und Störung des geregelten Kassiervorgangs vermeiden. All das könnte den Umsatz beeinträchtigen und womöglich den Gewinn schmälern. Wenn ein Kunde mal vergisst, anzusagen, und der vorher auch, dann konnte man früher sich oder die Kassiererin guten Gewissens anblaffen "Passen'se doch auf!!!" "Sieht doch'n Blinder, dass das da aufhört!!!" "Ach, sie sind ja zu...!!!"

Dann musste die Kassiererin aufstehen, den Supermarktleiter rufen, damit der eine Fehlbuchung für ein Tütchen Vanillezucker im System storniert. "Herr Meier, ick hab hier wieder mal'n Storno!" Dabei blickte die Kassiererin den Kunden fies und böse an, weil das ja seine Schuld war, und der Supermarktleiter blickte die Kassiererin fies an, weil sie ja wohl mitschuldig geworden war.

Heute ist es schwieriger, an der Kasse einen Streit anzufangen. Ein wenig jedenfalls. "ICH! ICH stand da! Gehn'se da weg!" "Da müssen'se nicht dauernd wieder wegrennen!" "Gehn'se da weg sonst werd' ich...!" und dann fährt er der Vorderfrau den Einkaufswagen in die Hacken. Gezeter, Geschrei. Das bremst den geregelten Kassiervorgang und wird deshalb nicht gern gesehen.

Mir persönlich sind die Warentrennstäbe schon immer unsympathisch. Genaugenommen: Mir ist die Idee dahinter zuwider. ICH kann mich sogar noch an Zeiten ganz ohne Einkaufsbänder erinnern. Damals wurde nur mit Muskelkraft vorgeschoben. Damals wurde sogar von Hand aus dem einen Wagen in den anderen umgepackt. Jedenfalls: In den Zeiten seit Einführung der Warentrennstäbe habe ich so ein Dings höchstens ein mal angefasst, grob geschätzt. Ekliges Gefühl. Brrr!
 

1 Kommentar:

mq hat gesagt…

Mir sind die Warentrennstäbe auch zutiefst unsympathisch, da sie als Nahkampfwaffe völlig ungeeignet sind. Man sollte eine Version mit Rasierklingenkante einführen.

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